Organe der bürgerlichen Selbstverwaltung hat es in Bremen schon im 12. Jahrhundert gegeben; der Rat wird urkundlich erstmals 1225 erwähnt. Er musste für die unversehrte Erhaltung der Urkunden sorgen, in denen die Rechte der Stadt festgehalten waren, und produzierte – wenn auch in nur sehr bescheidenem Umfange – schon im 13. Jahrhundert Schriftgut für interne Verwaltungszwecke und Briefe.
Die selten gebrauchten Urkunden fanden Unterkunft im Sockelgeschoss des Nordturms der Kirche Unser Lieben Frauen, der sogenannten „Tresekammer“, wo sie bis zur Ablieferung an das Staatsarchiv im Jahr 1909 verblieben. Der Urkundenbestand wurde und wird bis heute durch Erwerb von Originalurkunden vermehrt, außerdem sind in der Vergangenheit mitunter einzelne Stücke, die in der Verwahrung anderer Archive lagen, reproduziert worden.
Von den rund 8000 im Jahre 1939 im Staatsarchiv Bremen verwahrten Urkunden galten nach der kriegsbedingten Auslagerung rund 3500 als verschollen, darunter fast alle Privilegien der Kaiser und Könige und fast sämtliche Staatsverträge und Urkunden aus den Jahren 1813 bis 1935. Weitere ungefähr 1500 Bremer Urkunden lagerten bis 1987 im Zentralen Staatsarchiv der DDR in Potsdam.
In Bremen waren nur rund 3000 Urkunden vorhanden. 1987 kehrten die Bestände aus Potsdam und 1990 auch der größte Teil der bis dahin als verschollen bezeichneten Bestände aus Moskau nach Bremen zurück. Es fehlen jedoch noch über 500 Urkunden und Staatsverträge aus der Zeit von 1186 (das sogenannte „Barbarossa-Diplom“) bis 1937. In einigen Fällen liegen Fotografien der verschollenen oder verlagerten Stücke vor.
Eine kleine Auswahl an Bremer Urkunden – teilweise mit Siegeln, u.a. den beiden ältesten Stadtsiegeln – kann im Staatsarchiv bei Führungen besichtigt werden:
1.
1663, Juni 25
König Karl II gewährt den bremischen Schiffen die Erlaubnis zum freien Verkehr in englischen Häfen; anhängend das große englische Staatssiegel.
2.
1657, September 30
Konzept einer bremischen Antwort im Rahmen des Schriftwechsels zur folgenden Sache.
3.
1656, Januar 16
Oliver Cromwell, Lordprotector von England (1653-1658), mahnt den Rat der Stadt Bremen auf Bitten seines Untertanen Jacob Weymes, diesem die 1000 Reichstaler nebst Zinsen von 2 Jahren, die die Stadt laut Schuldbrief schuldig sei, zu zahlen; mit Unterschrift, Oblatensiegel aufgedrückt.
4.
1714, November 3
Kaiser Karl VI bestätigt der Stadt alle von seinen Vorgängern ausgestellten Privilegien sowie ihre aus dem altem Herkommen erwachsene Rechte; anhängend kaiserliches Siegel in Holzkapsel.
5.
1392, Januar 19
Papst Bonifaz IX entbindet den Bremer Rat von dem Eide, nach welchem beim Tod eines Ratsmannes der Nachfolger nur aus dem Kirchspiel des Vorgängers gewählt werden konnte; anhängend Bleibulle des Papstes.
6.
1865
Staatsvertrag mit Frankreich (mit Unterschrift Napoleons III.) über die gegenseitige Anerkennung der Urheberrechte.
7.
1408, Oktober 14
Erzbischof Johann II. (1406-1420) bestätigt die Rechte, Sitten, Gewohnheiten, Freiheiten und Privilegien der Stadt Bremen; anhängend das Siegel des Erzbischofs.
8.
Handfeste, 1527
Mit erstem (um 1229-1366) und zweitem (1366-1834) Stadtsiegel.
Weitere Urkunden lassen sich über unsere Online-Datenbank ARCINSYS einsehen.